Heim und Herd I
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Haushaltsratgeber 1882
Das 1882 von einem Pastor verfasste und von einem Fabrikanten finanzierte Buch richtete sich an heiratswillige Arbeiterinnen, "welche gar keine Gelegenheit hatten, sich in den häuslichen Verrichtungen auszubilden", und empfahl sparsames Wirtschaften, Fleiß, Ordnungsliebe, Reinlichkeit und Gottgläubigkeit zur Erreichung des kleinbürgerlichen Ideals vom "häuslichen Glück". Eindringlich gewarnt wurde vor mangelnder Tugendhaftigkeit und plaudersüchtigen Frauen. Die gegebenen Empfehlungen zur Haushaltführung konnten aber in den Proletarierhaushalten jener Zeit auch beim besten Willen nicht umgesetzt werden, da deren Realeinkommen weit unter den im Buch veranschlagten Durchschnittsausgaben lagen.
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Küche 1890
In den landwirtschaftlichen Betrieben um die Jahrhundertwende waren die Arbeiten im Haus und am Hof räumlich wie zeitlich eng verknüpft. Kleinkinder wurden von den am Hof arbeitenden Personen (mit-)betreut und bekamen schnell eigene Aufgabenbereiche zugewiesen. Kinderbetreuung im heutigen Sinne (Ausfahrten mit dem Kinderwagen, Fähigkeiten durch gezieltes Spielen fördern etc.) war unbekannt. Diese vor allem in Westeuropa entstandene Familienform wird seit dem Mittelalter als Ganzes Haus bezeichnet, in der neben der Kernfamilie (Vater, Mutter und deren Kinder) noch Verwandte und Gesinde wohnten. Im Ganzen Haus vereinbarte sich Familienarbeit (Reproduktion) und berufliche Tätigkeit (Produktion) auf besonders einfache Weise.
Fotografie 1890 (12 x 8 cm) -
Kohlenabholung 1919
Während und nach dem Ersten Weltkrieg führte der massive Kohlenmangel zu gravierenden Versorgungsengpässen. 1919 betrug eine Wochenration sieben Kilo Kohlen, die von Frauen und Kindern auf den umliegenden Lagerplätzen abgeholt werden mussten.
Fotografie 1919 (15 x 11 cm)