FRAUENTAG! > Gleichheit

Gleichheit hat viele Facetten: Die Forderung nach gleichen politischen Rechten stand am Beginn der österreichischen Frauenbewegungen, als Karoline von Perin und andere während der Revolution von 1848 den Wiener demokratischen Frauenverein als ersten politischen Frauenverband gründeten.

Auch die Frauenbewegungen zur Jahrhundertwende forderten Gleichheit auf politischer Ebene und meinten damit vor allem das Wahlrecht. Der Frauentag wurde während der Frauenwahlrechtsbewegung gegründet: Die Kopenhagener Konferenz der sozialistischen Frauen 1910 wollte der Kampagne einen Kampftag geben.

Durch die Einführung des allgemeinen, direkten und gleichen Wahlrechts 1918 ohne Unterschied des Geschlechts schien die formelle politische Gleichheit hergestellt — deshalb entfielen wohl die Frauentage am Anfang der Ersten Republik. Es zeigte sich jedoch bald, dass die formelle staatsbürgerliche Gleichheit in vielen Bereichen keine tatsächliche Gleichstellung zwischen den Geschlechtern bedeutete: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ steht im 21. Jahrhundert immer noch auf der politischen Agenda. Erst 1966, im 21. Jahr der Zweiten Republik, wurde die erste Frau Bundesministerin. Das Ehe- und Familienrecht bestimmte bis 1975 den Mann zum Oberhaupt der Familie, von einer gerechten Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männern und Frauen kann immer noch keine Rede sein.