FRAUENTAG! > Körper

In der Ersten Republik und ab den späten 1970er Jahren wurden Körperpolitik rund um Sexualität, Reproduktion und Gewalt gegen Frauen an den Frauentagen thematisiert. Vor allem die Auseinandersetzung um den Schwangerschaftsabbruch polarisierte stark. Die Forderung nach Abschaffung des gesetzlichen Abtreibungsverbotes scheiterte jedoch bis Mitte der 1970er Jahre an der katholischen Kirche und dem Widerstand von Christlich-Sozialen bzw. der ÖVP.

Bereits in den 1920er Jahren wurde eine Löschung des Abtreibungsverbots im "Klassenparagraphen" 144 gefordert, die legale, sichere und leistbare Abtreibungen auch für die unteren sozialen Schichten gewährleisten sollte. Zu Beginn der 1970er Jahre war die Liberalisierung der Abtreibung Ausgangspunkt der "zweiten" Frauenbewegung. Unter dem Slogan "Mein Körper gehört mir!" wurde das Recht auf Selbstbestimmung, auch über den eigenen Körper beansprucht. 1975 führte die mit absoluter Mehrheit regierende SPÖ die Fristenregelung (Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruchs in den ersten 12 Schwangerschaftswochen) per Gesetz ein.

Die Kritik an der Gesetzesrealität begleitete feministische Aktivitäten danach: Der Eingriff wird bis heute nicht in allen Krankenhäusern durchgeführt und die Krankenkassen übernehmen keine Kosten. Die Abtreibungsfrage spaltete in den 1980er Jahren auch jene, die am Frauentag demonstrierten: Katholische Frauen lehnten Abtreibung aus moralischen Gründen ab. "Ob Kinder oder keine, entscheiden wir alleine!" war schließlich die Kompromissformel, die ein gemeinsames Frauentags-Marschieren ermöglichen sollte.

Die "zweite" Frauenbewegung stellte die traditionelle Trennung zwischen dem Öffentlich-Politischen und dem Privaten-Unpolitischen in Frage, Gewaltverhältnisse im häuslichen und familiären Rahmen wurden enttabuisiert und öffentlich gemacht. Gewalt an Frauen und Mädchen wurde nicht mehr als individuelles Problem, sondern als gesamtgesellschaftliches Phänomen begriffen. Um den Betroffenen Schutz zu bieten, wurden vor allem von autonomen Frauen Frauenhäuser, Notrufe und Selbsthilfegruppen initiiert und Gesetzesreformen initiiert. Im Zentrum feministischer Kritik stand ab den 1980er Jahren die Pornoindustrie. Daran knüpfte sich die Forderung politischer und sozialer Rechte für Sexarbeiterinnen. Durch die systematischen Massenvergewaltigungen während des Balkankrieges fanden zu Beginn der 1990er Jahre die Kritik an sexueller Gewalt in kriegerischen Auseinandersetzungen und in der Folge sexuelle Gewalt gegen Migrantinnen Eingang in den Forderungskatalog des Frauentags.